Die Proteste, die Jeff Bezos‘ Hochzeit aus dem Zentrum von Venedig „vertrieben“

Demonstranten im italienischen Venedig haben einen „großen Sieg“ verkündet, nachdem der amerikanische Tech-Milliardär Jeff Bezos und seine Hochzeitsgäste gezwungen waren, aus der italienischen Innenstadt zu „fliehen“ und die Hauptfeier an einen anderen Ort zu verlegen.

Die Orte für die dreitägige Hochzeitsfeier von Bezos, einem der reichsten Männer der Welt, und der Fernsehmoderatorin Lauren Sanchez wurden nie offiziell bekannt gegeben.

Den Höhepunkt der aufwendigen Feierlichkeiten bildete jedoch eine Veranstaltung am Samstag (28.6.) in der prächtigen Scuola Grande della Misericordia, einem der historischen Gebäude Venedigs.

Ein lokaler Beamter bestätigte der BBC, dass sich die Gäste stattdessen im Arsenal de Venecia treffen werden, einem ehemaligen Marinestützpunkt weiter außerhalb des Zentrums.

Die Aktivisten fühlten sich triumphierend, obwohl ein Stadtrat ihre Proteste als „lächerlich“ bezeichnete.

„Wir sind sehr stolz darauf! Wir sind niemand, wir haben kein Geld, nichts!“, sagte Tommaso Cacciari von der Gruppe „No Space for Bezos“ der BBC.

„Wir sind einfach Bürger, die angefangen haben, sich zu organisieren, und es ist uns gelungen, einen der mächtigsten Menschen der Welt aus der Stadt zu vertreiben.“

Die Hochzeit beginnt später in dieser Woche und auf der Gästeliste stehen Gerüchten zufolge Kim Kardashian , Mick Jagger und Leonardo DiCaprio sowie mehrere Mitglieder der Trump-Familie.

Man erwartet, dass zahlreiche Privatjets den Flughafen von Venedig ansteuern und im Hafen reihen sich Yachten aneinander. Fünf Hotels sind ausgebucht und Berichten zufolge wurden ehemalige US-Marines angeheuert, um für die Sicherheit zu sorgen.

Das Großereignis hat Proteste verschiedener Gruppen ausgelöst, von Einheimischen, die gegen den Overtourism in Venedig kämpfen, über Klimaaktivisten bis hin zu Gegnern von Bezos‘ Unterstützung für US-Präsident Donald Trump.

Zusätzlich zu den in den letzten Tagen überall in der Stadt aufgehängten Schildern mit der Aufschrift „Kein Platz für Bezos“ haben Aktivisten Protestbanner an den Brücken über den Kanälen aufgehängt.

Am Montag stellten Aktivisten der Gruppe „Jeder hasst Elon“ ein riesiges Bild von Bezos auf dem Markusplatz auf, um gegen die Superreichen zu protestieren. Ihr Slogan lautete: „Wenn Sie Venedig für Ihre Hochzeit mieten können, können Sie mehr Steuern zahlen.“

„Bei unserem Protest geht es nicht um die Ehe selbst – es geht darum, was sie repräsentiert“, sagte Simona Abbate, eine anwesende Greenpeace-Aktivistin, der BBC.

Dies ist nicht nur die Feier der Hochzeit zweier Menschen, sondern die Demonstration eines Lebensstils, der schlichtweg unhaltbar ist. Die Reichsten leben im Überfluss, während andere unter den Folgen eines Klimanotstands leiden, den sie nicht verursacht haben.

Die Aktivisten wurden von den Stadtbehörden heftig kritisiert, da diese wohlhabenden Besucher eine wichtige Einnahmequelle darstellten.

„Diese Demonstranten benehmen sich, als ob ihnen Venedig gehörte, aber das stimmt nicht“, sagte Simone Venturini, Stadträtin für Wirtschaftsentwicklung, der BBC. „Niemand kann hier entscheiden, wer heiratet.“

Er sagte, die Gruppen seien „eine kleine Minderheit“ und repräsentierten nicht die Stadt.

„An dieser Veranstaltung nehmen nur 200 sorgfältig ausgewählte Gäste teil und sie wird der Stadt große wirtschaftliche Vorteile bringen“, fügte Venturini hinzu und stellte klar, dass alle Veranstaltungen an privat geführten Veranstaltungsorten stattfinden.

Allerdings ist das Problem des Overtourism in Venedig – wie auch in ganz Südeuropa – ein ernstes Problem. Protestierende sagen, dass die Einheimischen aufgrund der hohen Preise und der vielen Besucher aus der Stadt vertrieben werden.

Durch den Klimawandel besteht für die Stadt zudem eine große Überschwemmungsgefahr.

Die örtlichen Behörden haben für Touristen eine tägliche Eintrittsgebühr von fünf Euro in die Stadt eingeführt. Aktivisten zufolge hat dies jedoch nicht dazu geführt, dass mehr Menschen in die Stadt kommen.

Da die ersten Gäste am Donnerstag (26.6.) zur Hochzeit eintreffen sollten, planten einige Aktivisten, sich zusammen mit aufblasbaren Alligatoren in die Kanäle in der Nähe der Hauptveranstaltungsorte zu stürzen. Sie wollten den Reichen und Berühmten den Weg versperren, ihren Spaß verhindern – und so ihren Standpunkt deutlich machen.

Dieser Protest wurde abgesagt, doch die Gruppe „No Space for Bezos“ plant noch immer, später in dieser Woche vor einem städtischen Gebäude zu protestieren. Für Samstagabend ruft sie die Menschen dazu auf, sich an einem Marsch bei ihrer letzten Protestdemonstration zu beteiligen.

„Bezos kommt nur zum Feiern nach Venedig, und genau das ist das Problem: Er sieht Venedig nicht mehr als Stadt, sondern als großen Themenpark, in dem man Teile oder die ganze Stadt mieten und dort seinen privaten Dingen nachgehen kann“, sagte Tommaso Cacciari.

„Er sendet die Botschaft aus, dass die ganze Stadt eine Partyszene für Milliardäre ist.“